Agrarindustrie+Massentierhaltung zerstören Umwelt

Presseinformation - Runder Tisch‘ des Kreis Borken

BUND: Landwirtschaft im Kreis Borken braucht Paradigmenwechsel – Artenvielfalt erhalten, Grundwasser wirksam schützen!

Borken, den 13.12.2015 Die Borkener Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält es für dringlicher denn je, natürliche Lebensräume und die Pflanzen- und Tierwelt in unseren Agrarlandschaften zu schützen, wiederherzustellen, zu fördern und kreisweit wirksame Maßnahmen zum Grundwasserschutz zu ergreifen. Die laufenden Beratungen („Runder Tisch“) auf Grundlage einer Vereinbarung zwischen dem Westfälischen und dem Rheinischen Landwirtschaftsverband, der Landwirtschaftskammer NRW und dem Umweltministerium (MKULNV), die im Konsensprinzip zu Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften führen sollen, greifen aus Sicht des BUND deutlich zu kurz und sind nicht geeignet, um durchgreifende Verbesserungen zu bewirken. Der BUND hat sich deshalb entschieden, unter diesen Voraussetzungen eine angestrebte gemeinsame Erklärung nicht mitzuunterzeichnen.

„Dem Verlust der Artenvielfalt kann nur durch grundsätzlich andere Anbaumethoden, breite Fruchtfolgen, den Erhalt und die Neuanlage von Feldgehölzen, Hecken, blütenreichen Randsäumen und anderen Landschaftsstrukturen, den Erhalt artenreichen Grünlands auch außerhalb von Schutzgebieten!, also dem ganz überwiegenden Teils des Grünlandes, sowie eine massive Reduzierung von Spritz- und Düngemitteln begegnet werden“, so Henry Tünte, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Borken. „Leider tun sich viele Vertreter der konventionellen Landwirtschaft weiterhin sehr schwer hiermit: Der Kreis Borken gehört zu den Spitzenreitern des Maisanbaus in NRW. Bis heute werden vielfach über das eigentliche Feld hinaus angrenzende Wegränder gegüllt, gespritzt und mit unter den Pflug genommen, es fehlt ein klares Bekenntnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft oder den freiwilligen Verzicht auf Glyphosat.“ Der immense Artenschwund in unserer Agrarlandschaft ist unmittelbare Folge einer vermeintlich ‚guten fachlichen Praxis‘ – die aus Sicht des BUND diesen Namen zu Unrecht trägt, wenn sie zu derlei Ergebnissen führt.

Auch beim Gewässerschutz im Kreisgebiet bestehen seit vielen Jahren in Folge von Überdüngung mit Gülle und anderen Nährstoffen erhebliche Defizite und weisen große Teile der Grundwasserkörper zu hohe Nitratwerte auf. „Rechtliche Vorgaben, so z.B. die EU-Wasserrahmenrichtlinie und die Nitrat-Richtlinie, werden schlichtweg nicht umgesetzt. Der BUND begrüßt es daher, dass die EU mit einem bereits eingeleiteten sowie einem weiteren angekündigten Vertragsverletzungsverfahren Druck auf die Bundesregierung ausübt“, so Tünte.

Gesprächsrunden wie die aktuellen am ‚Runden Tisch‘ des Kreises, die auf Konsens und Freiwilligkeit ausgelegt sind, können aus Sicht des BUND durchaus dann ein Gewinn sein, wenn es darum geht, über geltendes Recht hinaus positive Maßnahmen im Umwelt- und Naturschutz anzugehen. Priorität hat aus BUND-Sicht aber zunächst, geltendes Recht konsequent um- und durchzusetzen. Dieses ist u.a. gesetzliche Aufgabe einer Unteren Landschaftsbehörde und auch die des Katasteramts, wenn z.B. über die eigenen Ackergrenzen hinaus gewirtschaftet wird.

Für Rückfragen: Henry Tünte, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Borken, 0171 – 11 52 825

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Hinweis: siehe auch: zur Biodiversitätsstrategie des Landes NRW (sie widmet sich der Biodiversität in Agrarlandschaften) - S. 75 ff.:

https://www.umwelt.nrw.de/mediathek/broschueren/detailseite-broschueren/?broschueren_id=5558

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Ärzteinitiative gegen Massentierhaltung, Monsterschlachthöfe und MRSA.
Arzte werden in ihren Praxen und Krankenhäusern mit einem Krankheitsbild konfrontiert, welches es vor 20 Jahren in dieser Form noch nicht gab. Inzwischen zählen wir 15.000 bis 20.000 Tote pro Jahr.

Pressemitteilung
Bundesweite Ärzte-Initiative startet Kampagne gegen
antibiotika-resistente Keime aus Massentierhaltung

Eine bundesweite „Ärzte-Initiative gegen Massentierhaltung“ hat in Hannover gemeinsam mit Tierärzten eine Kampagne gegen das massive Vordringen antibiotika-resistenter Keime auch „aus agrarindustriellen Tierhaltungsanlagen mit ihrem systemimmanenten Einsatz von Antibiotika“ eröffnet. Mehr als 250 Erstunterzeichner eines „Positionspapiers gegen Massentierhaltung“ aus allen Bereichen des Gesundheitswesens fordern eine tiergerechte Haltung in bäuerlichen Betrieben, schärfere Kontrollen und Sanktionen beim Antibiotika-Einsatz, die Reservierung wichtiger Reserve-Antibiotika für die Humanmedizin und eine verstärkte Forschung gegen multiresistente Erregern.

Die Bremer Internistin Dr. Imke Lührs verwies auf die oft vergeblichen Versuche, das Leben und die Gesundheit von immungeschwächten Patienten zu retten, zumal neue Antibiotika nicht zu erwarten seien. Ein zunehmender Teil der antibiotika-resistenten Keime stamme aus der Massentierhaltung, wo bei der „Haltung von zu großen Tierzahlen auf zu engem Raum“ die „Grenzen zwischen Metaphylaxe, Therapie und Mastförderung“ fließend seien. Die Ärzte-Initiative werde Verbraucher und Patienten über die Ursachen und die Übertragung antibiotikaresistenter Erreger durch Fleisch, Stall-Abluft, Gülle oder Tiertransporte informieren. Man werde die Proteste von Initiativen gegen Massentierhaltung unterstützen und mit kritischen Tierärzten eng zusammenarbeiten.

Martin Eikenberg, Institutsdirektor für Hygiene im Klinikum Bremen-Mitte, berichtete eindrucksvoll über die erheblichen Belastungen der Patienten und auch des Personals und die damit verbundenen hohen Kosten, die durch die Isolation der Patienten oder durch Verschiebungen von Operationen entstünden - während sich gleichzeitig in der Tierhaltung und in der Lebensmittelkette die antibiotika-resistenten Keime wie MRSA oder ESBL weiter verbreiten könnten.

Veterinär-Professor Dr. Siegfried Ueberschär, einer der Unterzeichner des Positionspapiers des „Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft“, hält industrialisierte Landwirtschaft und Massentierhaltung mit ihren systembedingten „negativen Auswirkungen auf Gesellschaft und viele Bereiche der Umwelt“ zunehmend „nicht mehr vereinbar mit tierärztlichen Grundsätzen“. Er warnte davor, dass die durch einen verantwortungslosen Einsatz von Antibiotika verursachte Resistenzproblematik bei immer mehr Bakterienarten so dramatisch sei, dass „Antibiotika demnächst als Waffe gegen bakterielle Infektionen für Menschen und Tiere nicht mehr zur Verfügung stehen“ würden. Er forderte verbesserte Tierhaltungsbedingungen, deutliche Veränderungen bei Einsatz und Kontrolle von Antibiotika sowie verstärkte Veterinäramts-Kontrollen ohne politische Einflussnahme.

In ihrem Positionspapier weist die Ärzte-Initiative darauf hin, dass in Gegenden mit einer hohen Dichte von Massentierhaltungsställen bereits bis zu 30% der MRSA-Keime bei Hochrisikopatienten aus dem Bereich von Landwirten, Agrar-Beschäftigten , Schlachthofpersonal und Tierärzten stammten. Das Auftauwasser von Tiefkühlgeflügel oder frisches Hähnchen- und Putenfleisch seien zwischen 22 und 42% mit ESBL- oder MRSA-Keimen befallen. Antibiotika erhielten 76% der Schweine und 83% des Mastgeflügels, „hier sogar mehrfach und über ein Viertel der Lebensdauer dieser Tiere, was einer 20jährigen Dauermedikation beim Menschen entspräche“. Die Landwirte stünden unter großem Kostendruck und seien in Abhängigkeiten von der Futtermittelindustrie und den Großschlachthöfen. Der Antibiotikaverbrauch in der Tiermedizin werde in Deutschland erst seit 2011 erfasst und werde – bei einer großen Dunkelziffer - für 2011 auf 1.706 Tonnen beziffert: „Die Eigenschaft der ESBL-Keime und der vancomycin-resistenten Enterokokken, ihre Resistenz auf andere Bakteriengruppen übertragen zu können, macht die Situation brandgefährlich.“
3.965 Zeichen - 04.06.2014

verantwortlich: Ärzteinitiative gegen Massentierhaltung, c/o Dr. I. Lührs, Osterstr. 1a, 28199 Bremen
i.A. Eckehard Niemann, Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel, 0151-11201634
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Siehe auch: http://wp.me/p15nTu-3of

http://www.aerzte-gegen-massentierhaltung.de/Aktuelles
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unbedingt empfehlenswert!:

Food-Mafia
Wehren Sie sich gegen die skrupellosen Methoden der Lebensmittelindustrie.
von Marita Vollborn, Vlad D. Georgescu. campus Verlag, Frankfurt 2014,  kartoniert, 352 Seiten, EAN 9783593501222
05.09.2014, Handelsblatt - Nichts gelernt? - "Ein fundierter Überbick über das Ist und das Soll." Petra Schäfer
Über das Buch:
Dass die Lebensmittelindustrie uns nach Strich und Faden betrügt und hintergeht, gehört nach unzähligen Skandalen zum traurigen Allgemeinwissen. Doch die wahren Ausmaße der mafiösen Strukturen hinter unserem Essen sind uns Verbrauchern noch gar nicht bewusst. Marita Vollborn und Vlad D. Georgescu zeigen uns schonungslos, woher unser Essen kommt und welche Risiken es birgt. Und nicht nur das: Sie zeigen uns auch, wie wir uns als Verbraucher wehren können und die Kontrolle über unser Essen zurückerhalten.

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Rickelmann, Richard
Tödliche Ernte. Wie uns das Agrar- und Lebensmittelkartell vergiftet. Ullstein Verlag, Berlin 2013.
'Tödliche Ernte' ist ein beeindruckendes Buch, das man nur nicht vor dem Essen lesen sollte.", HANDELSBLATT, Miriam Schröder, 06.07.2012
"Brisant und hochaktuell zugleich", Süddeutsche Zeitung, Silvia Liebrich, 11.08.2012
'Wussten Sie, dass Tiere viermal so viele Pharmazeutika zu sich nehmen wie Menschen? Und dass die Landwirtschaft mehr Staats-Milliarden kassiert als marode Banken? Ein Kartell aus Großmästern, Futtermittel-, Gentechnik- und Lebensmittel-Multis hat ein System des Überflusses geschaffen. Es kassiert Steuergelder für Lebensmittel, die dann im großen Stil weggeworfen werden. Dieses Buch zeigt das skrupellose Streben nach Macht und Profit, enthüllt die mafiösen Strukturen einer Branche und nennt die Verantwortlichen.       Der Autor seziert den Filz beim Bauernverband und den Zulieferern, bei vermeintlichen Verbraucherschutzbehörden und angeblich unabhängigen Forschern und Instituten. Ein erschreckender Blick hinter die Kulissen einer Branche, die mächtiger ist als die Politik.
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Wenn Antibiotika nicht mehr wirken
Weltweit breiten sich immer mehr Bakterien aus, gegen die Antibiotika nicht mehr helfen. Die resistenten Killerkeime stammen oft aus den Ställen der Massentierhaltung und bergen eine große Gefahr für die Menschen. Die WHO warnte bereits vor einer drohenden medizinischen Katastrophe.
Killer-Keime - Gefahr aus dem Tierstall
http://future.arte.tv/de/killer-keime
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Siehe aber auch:
Die Milch-Lüge
https://www.youtube.com/watch?v=Og-QVL3RZTE

Veröffentlicht am 31.07.2012
Kaum ein Produkt hat ein besseres Image. Doch mittlerweile mehren sich die kritischen Stimmen. Die Milch steht unter Verdacht, Krankheiten wie Neurodermitis, Asthma oder Diabetes auszulösen. Außerdem ist Milch als Grundnahrungsmittel, insbesondere für Erwachsene, unter Wissenschaftlern nicht unumstritten. Die einen behaupten, ohne Milch fehle dem Menschen ein wichtiger Kalziumlieferant, andere warnen vor möglichen Nebenwirkungen und Folgeschäden. Dennoch konsumieren die Deutschen immer mehr Frischmilchprodukte......

und:
Das Klagen der Kühe
Veröffentlicht am 12.04.2013
https://www.youtube.com/watch?v=P3sPisnwmDU
Milch ist ein fast mythisches Lebensmittel: "MILCH!" - der Inbegriff des Reinen, Gesunden, das Lebens-Elixier schlechthin, so hören wir es schon im Kindesalter. Für Muttermilch trifft das zweifellos zu. Aber gilt diese Behauptung für JEDE Art von Milch? Ist Kuhmilch tatsächlich gesund? Woher kommt sie überhaupt, und wie in die Regale unserer Supermärkte? Wer gewinnt dabei und wer verliert? Wie geht es wirklich zu in der industriellen Milchwirtschaft?

Diese Dokumentation regt an nachzudenken und traditionelle Vorstellungen zu hinterfragen; sie schildert das Thema dabei aus der Sicht der unbeachteten Hauptpersonen in der Milchproduktion, nämlich der Mutterkühe, und ihres kurzen, leidvollen Lebens im Dienst des Menschen.

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Zur Massentierhaltung siehe:
http://vegan-taste-week.de/hintergruende/massentierhaltung
http://hecke.wg.vu/agrarindustrie_massentierhaltung_zerst__ren_umwelt/
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und -weiterführend!:
Karnismus: die Psychologie des Fleischkonsums
28. Mai 2012
Karnismus beschreibt die Ideologie des Fleischessens. Dieses Video verdeutlicht das Phänomen:
http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/karnismus-die-psychologie-des-fleischkonsums

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Dürfen wir Tiere töten?
Über das ambivalente Mensch-Tier-Verhältnis

Gert Scobel - 12.9.2013
zum Film bzw. zur Diskussion: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=38379
Interview mit: Dr. Rainer Hagencord vom Institut für Zoologische Theologie in Münster über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier in Religion und Erziehung:    http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=38281
Mehr: Siehe "Literatur und Hinweise"!
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Informationen zur Massentierhaltung: http://www.massentierhaltung-abschaffen.de/index.html

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Wie viel Land Europa außerhalb seiner Grenzen verbraucht

7. März 2013, 16:31

Laut einer Studie beanspruchen die EU-Staaten 44 Prozent mehr Nutzfläche, als am Kontinent vorhanden ist - Ausgebeutet werden diese Ressourcen auf anderen Erdteilen

Um Europas Bedarf an Lebensmitteln und Konsumgütern zu befriedigen, werden zusätzlich zu der am Kontinent dafür beanspruchten Fläche 120 Millionen Hektar Land auf anderen Erdteilen verbraucht. Zu diesem Ergebnis kommt das in Wien ansässige Sustainable Europe Research Institute (SERI) in dem von Global 2000 präsentierten Bericht "Kein Land in Sicht".

Die von EU-Staaten zusätzlich beanspruchte landwirtschaftliche Fläche entspricht etwa 14-mal der Größe Österreichs. Berechnet wird dieser auch als "virtuelles Land" oder "Land-Fußabdruck" bezeichnete Flächenbedarf nach dem Produktionsaufwand für Konsumgüter.

Mehrere Quadratmeter Land für eine Tasse Kaffee

"Für die Erzeugung einer Tasse Kaffee werden 4,3 Quadratmeter Land benötigt. Die Fertigung eines Laptops schlägt sich mit 10 Quadratmetern Land zu Buche", erklärt Lisa Kernegger, Ökologin bei Global 2000, in einer Aussendung das Konzept des "virtuellen Landes".

Verglichen mit der jeweiligen Staatsfläche verbraucht Malta mit 94 Prozent zusätzlichen Bedarfs am meisten fremdes Land, so die Studienautoren. Den geringsten "Land-Fußabdruck" aller EU-Länder weist Rumänien mit 13 Prozent zusätzlich verbrauchter Fläche auf. Österreich liegt mit 48 Prozent im Mittelfeld, der EU-Schnitt beträgt 44 Prozent.

http://derstandard.at/1362107747203/Wie-viel-Land-Europa-ausserhalb-seiner-Grenzen-verbraucht

Links: Bericht "Kein Land in Sicht - Wie viel Land benötigt Europa weltweit zur Deckung seines hohen Konsums?" [PDF, 6 MB] <http://www.reduse.org/sites/reduse/files/Kein Land In Sicht_DE.pdf> Global 2000 http://www.global2000.at/site/de/nachrichten/ressourcen/ Sustainable Europe Research Institute http://seri.at/de/global-responsibility/2013/03/07/report --------------------------------------------------------------------------------------

Siehe dazu auch: auf dieser homepage immer unter: "Veranstaltungen-Aktuelles"
und:

"Bauernhöfe statt Agrarfabriken - Landesnetzwerk Niedersachsen": http://www.landesnetzwerk-niedersachsen.net/

Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern, Die Massenvernichtung in der Dritten Welt, C. Bertelsmann, München 2012. und: J. Ziegler, Das Imperium der Schande, Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung, C. Bertelsmann, München 2005. und die interessante Seite von:

attac-Emsland: http://www.attac-netzwerk.de/emsland/startseite/ besonders: "Masthähnchen-Radtour" Emsland http://www.attac-netzwerk.de/fileadmin/user_upload/Gruppen/Mannheim/attac-tour-rgb.pdf  und "Emsland artgerecht": http://www.emsland-artgerecht.de/seiten/intro.html

und: eine Bürgerinitiative in Norden gegen Massentierhaltung: http://www.bi-norden.de/ bzw.: eine Studie zu den Gesundheitsgefahren durch Hähnchenmastanlagen: http://www.bi-norden.de/info/down_studie.php  und:

Weltagrarbericht:
http://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichtes/fleisch/fleisch-volltext.html  Nur eine Umstellung auf eine Ernährung mit viel weniger Fleisch bzw. auf eine vegetarische Ernährung und eine Umstellung auf eine pestizidfreie ökologische Landwirtschaft kann die Böden, die Lebensgrundlagen und Landschaftsstrukturen retten und für eine gerechte Verteilung der Nahrungsmittel sorgen. - Siehe dazu: Felix zu Löwenstein, "Food Crash, Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr", Pattloch-Verlag, München 2011 und:

Arte Dokumentation "Zukunft pflanzen": Zur Lösung der weltweiten Lebensmittelkrise ist ein grundlegender Paradigmenwechsel notwendig – weg von der industriellen Produktion, hin zum ökologischen Landbau. Die Absatzkette zwischen Erzeuger, Händler und Verbraucher muss anders verwaltet und organisiert werden und den Bauern – und nicht nur den Großproduzenten unter ihnen – muss wieder eine Schlüsselrolle in diesem Prozess zukommen. - http://www.arte.tv/de/6815836.html - Zum Film von Marie-Monique Robin siehe auch unter: Literatur und Hinweise!

Für eine verantwortungssvolle und nachhaltige Agrarpolitik und eine nicht von den Interessen der Agrar- und Chemiekonzerne dominierte Bildungsarbeit setzt sich die "Agrar Koordination" ein: www.agrarkoordination.de

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Wer das Artensterben stoppen und die weitere Zerstörung der Landschaftsstrukturen (z.B. die Beschädigung und Auflösung von Wallhecken, Hecken/Biotopverbundlinien, Grünlandschwund, Beseitigung der Feldraine) für immer größere Felder und Monokulturen (oft: Flächen für Gülleentsorgung...) verhindern möchte, muß durch Verhinderung massiven Fleischkonsums wieder Flächen für pflanzliche Nahrungsmittel freimachen. Artgerechtes Futter für Tiere muss endlich wieder von den Tierhaltern selbst produziert werden.

Anita Idel schildert in ihrem Plädoyer für die artgerecht gehaltene Kuh ("Die Kuh ist kein Klima-Killer"), dass Kühe endlich wieder auf  Weiden mit verschiedenen Gräsern und Kräutern einen Beitrag zur Landschaftspflege, zum Klimaschutz und zur Ernährung leisten sollen (siehe unter: Literatur und Hinweise). Siehe auch das Buch: Blutmilch von Romuald Schaber (unter: Literatur und Hinweise)!

Zu den verhängnisvollen Folgen des (übermäßigen) Fleischkonsums siehe: Jonathan Safran Foer: Tiere essen. 1. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010 (Originaltitel: Eating animals), ISBN 978-3462040449 (Hinweis: unter "Literatur").

Die Verbraucher sollten von den raffinierten und falschen Werbesprüchen "Fleisch-ein Stück Lebenskraft" und "Milch macht müde Männer munter" ebenso Abschied nehmen, wie von den Märchen, dass Menschenkinder mit Milch aufgezogen werden müssen und Milch Osteoporose im Alter verhindert.

Zu den Folgen eines unkritischen Milchkonsums siehe den Lebensmittelkrimi: Maria Rollinger, Milch besser nicht, Jou-Verlag, Trier (20011/2007-Hinweis unter: "Literatur"). Siehe auch: Robert Süss, Gesunde Milch, Abrechnung mit einer tödlichen Lüge, vovumeco, Neckenmarkt 2009. Siehe auch: Super-Kühe: Milchproduktion im Akkord, von Daniel Krull und Alexandra Ringling, 11.6.2013 - Panorama 3 - NDR (unter: Literatur und Hinweise) und "Gute Milch - böse Milch?", Panorama 3, NDR 30.7.2012, und: "Die Milch-Lüge" (unter: Literatur und Hinweise)!

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Wollen die Verbraucher nur billig, billig? Ist der Verbraucher an allem selbst schuld? Siehe dazu diesen kurzen Film!: http://www.youtube.com/watch?v=pgCD-4Q-4Wo
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Die Konsequenzen aus dem übermäßigen und ressourcenfressenden Fleischverzehr zieht die Aktion: "Donnerstag ist Veggietag": http://www.donnerstag-veggietag.de

 
 

Für andere Menschen - Donnerstag Veggietag

Fleisch und Ressourcen

Genau genommen ist Fleisch Lebensmittelverschwender Nr. 1, denn Futtermittel wie Getreide, Soja und Mais gelangen erst über den Umweg Tier zum Menschen. Über 60% der industriestaatlichen Getreideproduktion und 35 % der Weltgetreideproduktion werden für die Tierfütterung eingesetzt1. Dabei benötigt der tierische Organismus einen Großteil der Nahrungsenergie zur Aufrechterhaltung seiner eigenen Lebensvorgänge. Nur ein kleiner Teil von etwa 5-18% bleibt am Ende dieses Prozesses für die menschliche Ernährung erhalten. Das bedeutet einen besonders ineffektiven Einsatz von Getreide, Wasser und Land. Tatsächlich werden zur Produktion einer tierischen Kalorie je nach Tierart fünf bis zwanzig pflanzliche Kalorien verfüttert.

 

Veredlungsverluste bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel; Quelle: Leitzmann, C., Keller, M.: Vegetarische Ernährung. 2. Aufl., UTB Stuttgart 2010, S. 326.

Mit Tierprodukten lassen sich bei gleicher Anbaufläche nur ein Bruchteil so viele Menschen ernähren wie mit mehr pflanzlicher Nahrung.

Was hat das jetzt mit Welthunger zu tun?

Die Soja- und Maisimporte, aus denen die Futtermittel vorwiegend bestehen, kommen zu großen Teilen aus Entwicklungs- und Schwellenländern und werden dort zur Versorgung der eigenen Bevölkerung benötigt. Dass in erster Linie so viele Futtermittel benötigt werden, zieht eine Knappheit an fruchtbaren Boden nach sich. Institutionen wie die WTO, die Weltbank, der IWF und die EU haben über Exportsubventionen in zahlreichen Ländern kleinbäuerliche Strukturen abgeschafft, die durch regionale Selbstversorgung eine weltweite Verteilung der Nahrungsmittel hätten gewährleisten können. Durch eine graduelle Abkehrung von landwirtschaftlicher Viehhaltung durch eine fleischreduzierte Ernährung könnten diese Hungerkrisen abgemildert werden, indem kleinbäuerliche Strukturen wieder gefördert werden. Wussten Sie, dass für ein 225g Steak soviel Pflanzenenergie enthält, wie 40 Kinder für einen Tag Überleben brauchen würden? Oder dass 100 Millionen Menschen zusätzlich ernährt werden könnten, wenn die Industrieländer ihren Fleischverbrauch nur um 10 % reduzieren würden?

1 ZMP - Agrarmärkte in Zahlen. Jahrgang 2006/07. Bzw. Aus "Agrarmärkte 2010", S. 28....

ARD Film "Fleisch frisst Menschen, 1987 - https://www.youtube.com/watch?v=2rm3TSOKFZ0

 "We Feed the World". Ein Film von Erich Wagenhofer.

http://donnerstag-veggietag.de/hintergrund/menschen.html  Der Veggietag in der Region Leer (Ostfriesland): http://www.vhs-leer.de/index.php?id=413  TV-Bericht zum Veggietag in Leer: http://www.vhs-leer.de/index.php?id=420

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Die meisten sogenannten "Lebensmittel" sind heute durch die undurchschaubaren Praktiken der Agrar- und Lebensmittelindustrie (bzw. der Chemieindustrie) nicht mehr verantwortbar. Siehe dazu u.a. den Artikel in der FAZ: Ernährung -  Das schmeckt uns nicht!

20.03.2013 ·  Frischmilch, die wochenlang hält, mit Luft, aber ohne Liebe gebackene Brötchen und Pommes frites wie aus rechteckigen Kartoffeln: All das kaufen wir der Nahrungsmittelindustrie ab. Ein Aufruf zum Widerstand. Von Ursula Heinzelmann - http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ernaehrung-das-schmeckt-uns-nicht-12117237.html#Drucken

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Schleichende Vergiftung der Biosphäre: Schon 1990 warnten kritische Toxikologen, dass die Grenzen der Belastbarkeit erreicht seien. Besonders die chemiegestützte Agarindustrie sorgt mit massivem Pestizideinsatz dafür, dass immer mehr Schadstoffe in die Biosphäre gelangen. Da die Umwelttoxikologie und die Epidemiologie von einer industrienahen Wissenschaft eher behindert werden, werden viele Schadstoffe nicht erkannt. Besonders die Wirkungen kleinster Mengen und die inzwischen bekannten Synergismen (gefährliches Zusammenwirken zweier oder mehrerer Chemikalien, auch in winziger Menge) werden immer noch zum Schutz der Profite vernachlässigt.  Siehe: Die schleichende Vergiftung, Die Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht, Die Notwendigkeit einer unabhängigen Umwelttoxikologie,  Otmar Wassermann, Carsten Alsen-Hinrichs u. Udo Ernst Simonis, Fischer TB, Frankfurt 1990.

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Siehe dazu auch: Über den Tellerrand, Von Petra Steinberger: http://www.sueddeutsche.de/wissen/ernaehrung-ueber-den-tellerrand-1.1011996     und: John Robbins, Letzter Ausweg vegan, Warum wir jetzt eine Ernährungsrevolution brauchen, um unsere Zukunft zu bewahren, Hans-Nietsch-Verlag, Emmendingen 2012 und: Hans-Ulrich Grimm, Die Ernährungslüge, Wie uns die Lebensmittelindustrie um den Verstand bringt, Knaur Taschenbuch Verlag, München 2011.

Auch die homepage der Gruppe "Emsland artgerecht" hat dazu einige Hinweise und Informationen, siehe: http://www.emsland-artgerecht.de/seiten/tellerrand.html

Alternativen zu den gülle- und chemieverseuchten Agrarwüsten wie Humusprojekte (terra preta) und Agroforstsysteme: siehe unter "Literatur u. Hinweise"! --------------------------------------------------------------------------------------

 

Von gierigen Agrarkonzernen und willfährigen Abnickern von Michael Brückner

Ständig neue Lebensmittelskandale, Gen-Getreide, milliardenschwere Subventionen, dazu Politiker und Behördenvertreter, die nur noch als Abnicker fungieren: Für den Enthüllungsjournalisten Richard Rickelmann ist das Agrar- und Lebensmittelkartell längst außer Kontrolle. In seinem neuesten Buch warnt er: »Die Branche setzt leichtfertig unser aller Gesundheit aufs Spiel.« - http://info.kopp-verlag.de/drucken.html;jsessionid=682C7D1A412CEA5551E35A569D89B9B3?id=16573  (mehr siehe: "Literatur und Hinweise")
----------------------------------------------------------------------------UNCTAD-Bericht fordet Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft
Informationsdienst Gentechnik http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/28152.html 24.09.2013
UN-Experten fordern regionale Landwirtschaft statt Monokulturen Die grundlegende Transformation der Landwirtschaft gehört zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Das ist die Kernaussage des „Trade and Environment Review 2013“, den die Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) letzte Woche veröffentlichte. Eine Abkehr von der industriellen Agrarproduktion mit ihren Monokulturen und der hohen Abhängigkeit von Kunstdünger und Pestiziden sei vonnöten - hin zu „einem Mosaik nachhaltiger Produktionssysteme, die die Produktivität von Kleinbauern verbessern und ländliche Entwicklung fördern“, sowie einer regionaler geprägten Lebensmittelerzeugung. Der Bericht, an dem mehr als 50 Experten aus aller Welt beteiligt waren, soll ein Weckruf sein: Der Klimawandel wird enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben, besonders in Subsahara-Afrika und Südasien. Eine verlangsamte Steigerung der Agrarproduktion bei einer stetig wachsenden Weltbevölkerung, Dürren, explodierende Lebensmittelpreise und der zunehmende Druck auf Ackerland werden das Hungerproblem weiter verschärfen. „Das aktuelle System der industriellen Landwirtschaft (...) lässt immer noch rund eine Milliarde Menschen an Unterernährung und Armut leiden“, schreibt UNCTAD-Sekretär Ulrich Hoffmann. Und das, obwohl schon heute genügend Kalorien produziert werden, um 12 bis 14 Milliarden Menschen zu ernähren. Daher müsse die Priorität darauf gesetzt werden, dass Kleinbauern sich selbst versorgen oder ein ausreichendes Einkommen durch die Landwirtschaft erzielen können, um sich Lebensmittel zu kaufen. UNCTAD: Take 'mosaic' approach to agriculture, boost support for small farmers http://unctad.org/en/pages/PressRelease.aspx?OriginalVersionID=154 UNCTAD: Trade and Environment Report 2013 http://unctad.org/en/PublicationsLibrary/ditcted2012d3_en.pdf weltagrarbericht.de: UNCTAD-Bericht fordet Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft (20.09.13) http://www.weltagrarbericht.de/aktuelles/nachrichten/news/de/28139.html

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Auch herkömmlicher (ggf. auch bezahlter) "Naturschutz" kann zum Verlust fruchtbarer Böden, zu Monokulturen und zur Vertreibung von Menschen führen:  
Peter Clausing, Die grüne Matrix, Naturschutz und Welternährung am Scheideweg, Unrast-Verlag, Münster 2013.
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Aus christlicher Sicht ("Schöpfung bewahren") verbietet sich Massentierhaltung und das überflüssige Töten und Quälen von Tieren. Siehe dazu das Buch des christlichen Theologen Eugen Drewermann, Über die Unsterblichkeit der Tiere, Hoffnung für die leidende Kreatur, Patmos Verlag, Ostfildern 1990. Eugen Drewermann revidiert die Sichtweise, Tiere seien nur vergängliche Nutzwesen, und hält ein brilliantes Plädoyer gegen den Missbrauch von Tieren, Tierzuchtquälerei und Experimente an Tieren. - "Wenn wir die Schreie der vom Menschen gequälten Tiere hören müssten, wir ertrügen sie nicht....", Luise Rinser im Geleitwort.

Über die Ursprünge des industrialisierten Tötens schreibt Charles Patterson 2002: "Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka", Zweitausendeins, Frankfurt 2004 (siehe: Literatur und Hinweise).
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Siehe auch den erschütternden Film zur brutalen Behandlung der Tiere: www.earthlings.de
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Zu den Irrtümern über die vegetarische Ernährungsweise, die den Planeten retten könnte, siehe u.a.: WAZ, 21.3.2013 (siehe unter: "Literatur und Hinweise") "Ohne Fleisch Mangelerscheinungen? Zehn Irrtümer über Vegetarier"!

Wir alle können uns mit viel weniger Fleisch und besser noch vegetarisch gesund ernähren. Siehe dazu u.a.: Dagmar von Cramm / Martin Kintrup,Vegetarisch genießen, Gräfe und Unzer Verlag, München 2009 und:  Björn Moschinski
Hier & jetzt vegan, Marktfrisch einkaufen, saisonal kochen, Südwest Verlag, München 2013. (Hinweise: unter "Literatur").

Siehe auch den Film: "Fleisch isst Menschen" http://www.youtube.com/watch?v=2rm3TSOKFZ0

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Letzutlich ist die am Profit und grenzenlosen Wachstum orientierte Politik die Ursache für die Umweltzerstörung überall bei uns und in den Ländern, die uns die Rohstoffe und die billige Arbeitskraft zu liefern haben. Notwendig sind Entschleunigung, Entrümpelung, Kreislaufwirtschaft und eine Postwachstumsökonomie. Siehe: Niko Paech, Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, oekom Verlag, München 2012 (siehe auch: Literatur und Hinweise).

Dazu Interviews: über ökologische Belastbarkeitsgrenzen http://www.dnr.de/publikationen/umwelt-aktuell/032013/niko-paech-ueber-oekologische-belastbarkeitsgrenzen.html und die "Verstopfung der Welt"/"Die letzten Zuckungen eines Körpers, der nicht sterben will" http://www.oldenburger-lokalteil.de/2013/03/12/letzte

Zur Kreislaufwirtschaft und der Idee einer "Umweltgewerkschaft" siehe: Kreislaufwirtschaft:
http://www.total-recycling.org/images/stories/kryo/Verein/kryo_magazin_01.pdf
und:
Umweltgewerkschaft: http://www.total-recycling.org/index.php/umweltgewerkschaft/300-der-umweltgewerschaft-newsletter-nr-4-ist-erschienen

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Gentechnik überall durch Agrarindustrie:

Der Einfluss der Gentechnik-Lobby Wie Brüssel die Verbraucher täuscht

Viele Tiere werden in Deutschland mit gentechnisch verändertem Soja gefüttert. Doch auf den Fleischverpackungen später steht nichts davon. Das will die EU-Kommission so. Sie scheint besonders Gentechnik-freundlich und kommt den Lobbyisten jetzt sogar noch mehr entgegen. Die Kommission will erlauben, dass auch ungeprüfte und nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzensorten in Futtermittel vorkommen können. Und damit nicht genug: report MÜNCHEN deckt auf, dass die EU schon jahrelang in Kauf nimmt, dass gentechnisch veränderter Mais - ohne Zulassung - nach Europa kommt

Autor: Hendrik Loven, Astrid Halder Stand: 12.03.2013

12.03.2013 - Report München:
Der Einfluss der Gentechnik-Lobby
Wie Brüssel die Verbraucher täuscht

Hendrik Loven, Astrid Halder
Der Stall von Landwirt Hubertus Beringmeier. Er hat hier in der Nähe von Paderborn 2500 Mastschweine. Seine Tiere sind sein Kapital, er achtet auf ordentliche Haltung. Wie viele konventionelle Betriebe, verfüttert er gentechnisch verändertes Soja. Der Bauer dokumentiert das exakt. Es steht auf seinem Lieferschein. Landwird Hubertus Beringmeier: „Wir wissen ganz genau, was wir füttern. Wir machen da auch kein Geheimnis draus. Wie es dann nachher weiter gehandelt wird… Also wir sagen einfach: Schreibt drauf, was drin ist! Diese offene Deklaration fordern wir. Und das ist für uns nicht das Problem. Und wir haben da nichts zu verbergen, wir arbeiten sauber und ich sehe da nicht das Problem.“

Eine Kennzeichnung würde viele Fleischsorten betreffen: Laut einer Studie des WWF ist der Großteil des importierten Soja-Futters für Schweine, Milchkühe, Hühner und Rinder genverändert. Doch im Supermarkt steht auf den Fleisch- und Milchprodukten nie, dass die Tiere gentechnisch verändertes Futtermittel bekommen haben. Die meisten Verbraucher wissen davon nichts. Warum
gibt es keine Transparenz, keine offene Kennzeichnung?

Kaum zu glauben: Die EU-Kommission will es so. Wie kommt es zu so einer
verbraucherfeindlichen Politik? Mute Schimpf erklärt uns das in Brüssel so:
Mute Schimpf, Verbraucherschützerin Friends of the Earth Europe: „Das ist das Gebäude, wo der europäische Dachverband der Futtermittelbranche drinsitzt, direkt neben dem Gebäude der Kommission, vielleicht 300 Meter weit.“
report MÜNCHEN: „Was hat das für Einfluss?“
Mute Schimpf, Verbraucherschützerin Friends of the Earth Europe: „Man sieht das ja an etlichen Entscheidungen im Gentechnikrecht, dass die Interessen der Futtermittelbranche, der Gentechnikbranche berücksichtigt werden, während Verbraucherinteressen keine Rolle spielen.“
Europa - Milliardenmarkt für Futtermittelproduzenten. 45 Milliarden Euro setzen sie um. Schiffe weise werden Mais und Soja aus den USA und Südamerika importiert. In diesen Ländern werden fast nur noch gentechnikveränderte Sorten angebaut. Die sind robuster und billiger als natürliche Sorten. Deshalb wünschen sich die Produzenten, dass die EU noch mehr gentechnisch veränderte
Organismen reinlässt. Und das haben Lobbyisten jetzt bei der Kommission erreicht.
Mute Schimpf ist besorgt. Demnächst soll es in kleinen Mengen – 0,1 Prozent – sogar möglich sein, dass im Gegensatz zum bereits genehmigten Gensoja, weitere gentechnisch veränderte Pflanzen ins Futter gelangen, weder zugelassen noch auf mögliche Risiken geprüft. Die Kommission schwärzte über das Zustandekommen der neuen Toleranzgrenze seitenweise Absätze
Mute Schimpf, Verbraucherschützerin Friends of the Earth Europe: „Wir hatten gefragt, wie die Kommunikation zwischen der Kommission und den Fachbehörden war, über was genau dieses 0,1 definiert wird und wie man hier sehen kann, haben sie einfach alles komplett geschwärzt.“
report MÜNCHEN: „Was sagt das über die Transparenz der Kommission aus?“
Mute Schimpf, Verbraucherschützerin Friends of the Earth Europe: „Sie wollen uns den Zugang zu diesem Wissen und zu diesen Informationen verweigern.“
report MÜNCHEN: „Denn es geht eigentlich ausschließlich um Industrieinteressen?“
Mute Schimpf, Verbraucherschützerin Friends of the Earth Europe: „Es geht ausschließlich um Interessen der Gentechnik-Industrie, es geht um die Interessen der internationalen Getreidehändler, von irgendwelchen Multis, die 80,90 % des Marktes kontrollieren. Dabei kann gentechnisch veränderter Mais als Futtermittel Folgen haben. Das zeigt eine vor wenigen Monaten veröffentlichte Studie eines französischen Forscherteams. 2 Jahre lang fütterten
sie Ratten mit genverändertem Mais. Sie erkrankten danach öfter an Tumoren und Organschäden. Auswirkungen auf den Menschen sind noch nicht erforscht.
Und das ist nicht alles. Experten können nicht ausschließen, dass auch gentechnisch verändertes Futtermittel ohne Zulassung in der EU ist.
In den USA wird seit einigen Jahren SmartStaxv der Firma Monsanto auf riesigen Flächen angebaut. Ein gentechnisch manipulierter Mais, der selbst sechs Gifte gegen Schädlinge produziert... In Europa ist dieser Mais nicht zugelassen. Dürfte nicht in die EU gelangen.
Aber er kommt trotzdem zu uns, da ist sich Umweltschützer Christoph Then sicher. Er hat den undurchsichtigen amerikanischen Markt daraufhin analysiert.
Christoph Then, Umweltaktivist, TestBiotech: „Die großen Schiffsladungen, die hier rein kommen, sind nicht zertifiziert, das ist gentechnisch veränderter Mais und da muss man einfach davon ausgehen, dass der in die Ernte reinrutscht, dieser SmartStax.“
Wir konfrontieren die EU-Kommission: Kann es tatsächlich sein, dass SmartStax ohne Zulassung zu uns kommt? Die Kommission räumt ein, es sei möglich, dass der nicht-zugelassene Gen-Mais illegal in die EU kommt. Aber dafür seien die Länder verantwortlich und die hätten Prüfsysteme dafür. Aber stimmt das? In Deutschland ist das Bundesamt für Naturschutz mitzuständig. Die Expertin widerspricht der Kommission:
Beatrix Tapesser, Bundesamt für Naturschutz: „Es ist in diesem Fall so, dadurch, dass da so viele verschiedene Linien miteinander gekreuzt worden sind, dass es nicht zweifelsfrei nachzuweisen ist, ob jetzt ausgerechnet dieser SmartStax in dieser Anlieferung zum Beispiel vorhanden ist oder aber, ob die Einzellinien, die miteinander gekreuzt worden sind, vielleicht in der Anlieferung vorhanden sind. Also insofern gibt es keine Methode, das wirklich 100 Prozent zweifelsfrei zu klären.“
Gerne hätten wir mit dem zuständigen Kommissar für Verbraucherschutz Tonio Borg über SmartStax gesprochen. Doch er will nicht. Wir bekommen nur eine schriftliche Antwort: SmartStax Mais sei genauso sicher wie konventioneller Mais.
Wir fahren zur Universität ETH Zürich. Angelika Hilbeck erforscht genveränderte Pflanzen und ist über die Antwort aus Brüssel entsetzt.
Angelika Hilbeck, Agrarbiologin ETH Zürich: „Die, die jetzt auf dem Markt sind, sind so nie einer Risikoprüfung, einer Testung, einer mit Daten belegbaren Ergebnissen unterzogen worden.
Man argumentiert ganz viel, aber geprüft, getestet, mit harten Daten und Facts in
Langzeitstudien im Labor – mir ist das nicht bekannt!“
Der Hersteller von SmartStax – Monsanto – gibt uns kein Interview. Argumentiert, der Gen-Mais sei ungefährlich. Doch wie selbstkritisch ist das Unternehmen? Uns liegt eine Monsanto-Studie und hier zeigt sich: Die Forscher sind von Monsanto selbst und sie geben offen zu, dass der Wissenschaftsstandard der Good Laboratory Practice nicht eingehalten wurde.
Für Wissenschaftler wie Angelika Hilbeck unfassbar. Angelika Hilbeck, Agrarbiologin ETH Zürich: „Das schreit vor allem danach, dass zensiert
wird, welche Forschungsfragen gestellt werden dürfen und welche nicht.“
Keine Kennzeichnung für Verbraucher, Rückstände von ungeprüftem Gen-Futter und kein geeignetes Prüfverfahren. Die Gentechnik-Lobby ist anscheinend auf Siegeszug in Brüssel.
http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/gentechnik-lobby102.html

Zur Gentechnik siehe auch: Bienen in Gefahr - Pestizide verbieten!

Gentechnik im Freilandversuch ist nicht beherrschbar und nicht rückholbar!:
Laden Sie hier den Trailer zum Film "Der achte Schöpfungstag - Zivilcourage in Altötting" (Quicktime-Movie, ca. 15 MB) http://em-chiemgau.de/php/zivilcourage.php?lg=de

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Über das unkontrollierte Tier- und Mastfutter kommen gentechnisch veränderte Organismen dennoch wieder zu uns. Tiere in der heimischen Massentierhaltung fressen (nicht argerechtes) Futter, für das in anderen Ländern gentechnisch veränderte Pflanzen auf riesigen Flächen angebaut werden. Sind uns die Folgen völlig egal?:

Industrielle Landwirtschaft schädigt die Umwelt massiv!

Hintergrund: EU-Subventionen
EU: Milliardengrab und Sicherheitsrisiko

http://www.foodwatch.org/de/informieren/klimaschutz/mehr-zum-thema/foodwatch-forderungen/?sword_list[0]=eu&sword_list[1]=subventionen
23.04.2008
Das EU-Agrarsystem plündert die Verbraucher aus, verschmutzt die Umwelt und vernichtet Existenzen in der Dritten Welt - und ist damit auch ein Sicherheitsrisiko.

(Auszüge aus Thilo Bodes Buch "Abgespeist - Wie wir beim Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können." S.-Fischer-Verlag, 14,90 Euro)

Die Vereinten Nationen schreiben in ihrem "Bericht über die menschliche Entwicklung" 2005: "Nichts verdeutlicht die perverse Logik der Agrarsubventionen besser als die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union - ein System, das die Produzenten mit 43 Milliarden Euro Unterstützung überhäuft."

Die verhängnisvolle Entwicklung nahm ihren Anfang 1957. Mit dem Vertrag von Rom beschloss die neu gegründete Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, der Vorläufer der heutigen Europäischen Union, die gemeinsame Agrarpolitik. Den Kern der gemeinsamen Agrarpolitik bildeten und bilden die Subventionen. Wer über Landwirtschaft in Europa spricht, spricht über Subventionen, weniger über gutes Fleisch, frisches Obst und Gemüse: Die Subventionen halfen zunächst auch sehr effektiv, die landwirtschaftliche Produktion anzukurbeln. Dann jedoch machte der gemeinsame Markt mit grellen Worten wie "Butterberg" und "Milchsee" von sich reden: Die Finanzhilfen führten geradewegs in die Überproduktion - weil die Subventionen an die Höhe der Produktion gekoppelt waren. Lesen Sie weiter »

Im Klartext: Je mehr hergestellt wurde, desto mehr Geld floss den Bauern und ihren Betrieben zu. Aus den Kassen der Europäischen Gemeinschaft und der Mitgliedsstaaten strömten wie in einem nie versiegenden Strom Gelder für die Landwirte. So wurden diese motiviert, noch mehr Kartoffeln, noch mehr Milch und noch mehr Zucker und Fleisch zu produzieren - immer mehr und immer schneller, mit immer weniger Arbeitskräften und immer besserer Technologie. Garantiert wurde ihnen, dass ihre Produkte auch abgenommen werden.
Täglich 2 Dollar Subvention pro Kuh
Die EU-Agrarsubventionen haben mittlerweile eine groteske Größenordnung erreicht. Jede Kuh in der Europäischen Union wird mit zwei US-Dollar pro Tag subventioniert. Das hat die Welthandelsorganisation WTO berechnet. Zwei Dollar - täglich! Das ist mehr, als die meisten Menschen in Afrika oder Asien pro Tag zum Leben haben. Alle Industrieländer zusammen lassen sich den Schutz ihrer Landwirtschaft jährlich rund 350 Milliarden Dollar kosten, und das gegen jede marktwirtschaftliche Vernunft. In der Summe ist das mehr, als die 50 ärmsten Länder der Welt zusammen als Bruttosozialprodukt erwirtschaften. Oder anders ausgedrückt: Es entspricht der vierfachen Summe die weltweit jedes Jahr als Entwicklungshilfe für die Dritte Welt bereitgestellt wird. Lesen Sie weiter »

Wir Verbraucher, so wird uns weisgemacht, profitierten von diesem System. Eine Lüge, eine bequeme Unwahrheit, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Denn in Wirklichkeit verhält es sich umgekehrt: Die Europäische Union schützt ihre Bauern - und nicht uns, die Verbraucher. Im Gegenteil, das System der Subventionen macht unsere Nahrung teurer. Jeden europäischen Verbraucherhaushalt kostet dieses System mehrere 100 Euro im Jahr. Ein versteckter Zwangsbeitrag für einen ökonomischen Irrsinn, der durch keine marktwirtschaftliche Vernunft begründbar ist.
Zucker: Luxuspreise für Europas Bauern
Die Zuckerrübe ist eines von vielen Beispielen, um dieses verrückte System zu erklären. Zucker wird in Europa überwiegend gewonnen, indem Zuckerrüben raffiniert werden. Die Nahrungsmittelindustrie ist zwingend von diesem Rohstoff abhängig - Saft, Süßigkeiten, Milchprodukte, Limonaden, Schokoladen und Gebäck brauchen ihn. Wenn beispielsweise ein europäischer Süßigkeitenhersteller Zucker einkaufen will, sollte er dies auf dem Weltmarkt tun können. Doch das darf er nicht. Der preisgünstigere Zucker aus der Dritten Welt wird durch das europäische Zuckerkartell vom europäischen Markt ferngehalten. Kein Zutritt für den viel billigeren Rohrzucker aus den Ländern in Afrika, Lateinamerika und Asien. Der EU-Zucker ist dagegen nur zu Preisen zu haben, die weit über denen des Weltmarktes liegen. Abgeschottet vor internationaler Konkurrenz kann das Kartell der Zuckerindustrie, die Preise, die es den Rübenbauern zahlt, hoch halten. Sie liegen mit 48 Euro pro Dezitonne (100 Kilogramm) weit über dem Weltmarktpreis von 12 bis 18 Euro. Europas Rübenanbauer dürfen darauf vertrauen, dass sie ihre Produkte zu Luxuspreisen verkaufen können. Die gemeinsame Marktordnung für Zucker schützt sie. Die entsprechende Verordnung trägt die Nummer 1260/2001 und wird von der Zuckerlobby verteidigt wie ein Gral. Lesen Sie weiter »

270.000 Rübenbauern in der EU, vier Prozent aller Landwirte, profitieren von dieser Verordnung, ebenso wie die Zuckerhersteller, allen voran der größte, die deutsche Südzucker AG. Der Europäische Rechnungshof schrieb in einem Bericht aus dem Jahre 2001, dass das Zuckerkartell, das die Zuckerbauern und -betriebe aufrechterhalte, die europäischen Verbraucher ärmer mache und könne je nach Höhe der Weltmarktpreise Kosten von bis zu 6 Milliarden Euro verursachen. Im Jahre 2006 kostete die Zuckermarktordnung die europäischen Verbraucher immerhin rund 1,3 Milliarden Euro.

Die hohen Garantiepreise für die europäischen Rübenbauern sind vor die Schlichtungsstelle der Welthandelsorganisation WTO gebracht worden. Eine Beschwerde Brasiliens, das sich als größter Zuckerhersteller der Südhalbkugel international benachteiligt sah, führte 2005 zur Reform der Zuckermarktordnung. Europas Zuckerproduzenten werfen nämlich - finanziert durch Exporterstattungen aus Steuergeldern - die durch die hohen Garantiepreise geförderte Überproduktion auf den Weltmarkt. Das drückt die Weltmarktpreise und darunter leidet Brasiliens Zuckerindustrie naturgemäß. Die in der EU gezahlten Garantiepreise für Zucker müssen nun bis 2019 (!) um ein Drittel gesenkt werden. 2019! Solange lässt sich die EU sogar mit erzwungenen Zugeständnissen Zeit. Das Kalkül dahinter: Man hofft, dass bis dahin der Weltmarktpreis für Zucker steigt - und zwar möglichst auf europäisches Niveau. Der europäische Zuckermarkt ist immer noch ein wahres Paradies für Landwirte und Zuckerhersteller. Jedoch nicht für Verbraucher und nicht für Menschen in der Dritten Welt! Zuckerexportländer wie Brasilien leiden unter dem europäischen Zucker, der den Weltmarkt überschwemmt. Rohrzucker aus Afrika und Lateinamerika hat keine Chance gegen die europäische Zuckerrübe.
Exporterstattungen zu streichen, reicht nicht
Zwar würde das Ende der Exporterstattungen, die an den Export bestimmter Agrarprodukte wie Milch und Zucker gebunden sind, das Angebot dieser Produkte auf dem Weltmarkt verringern, damit zu höheren Preisen führen und in der Folge würden sich die Chancen für Anbieter aus dem Süden verbessern, im Welthandel mitzuspielen. Doch würde auch eine Abschaffung der Exporterstattungen nichts grundlegend an der Tatsache ändern, dass die anderweitigen Subventionen Europas Bauern ungerechte Kostenvorteile verschaffen und so ihre Produkte, selbst Gemüse, konkurrenzlos in Afrikas Märkten anbieten können. Lesen Sie weiter »

Stellvertretend für alle Staaten der Europäischen Union formulierte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer Ende 2005: "Ich erwarte von unseren Verhandlungspartnern, dass sie sich im Agrarbereich zu ähnlich spürbaren Reformen verpflichten, wie es die EU hinter sich gebracht hat." Eine aberwitzige Haltung der Arroganz. Der indische Wirtschaftsminister Kamal Nath kommentierte zutreffend: "Die Industrieländer bauen etwas ab, was sie nie einführen durften. Für den Verzicht auf etwas, was nicht legitim war, wollen sie bezahlt werden. Das akzeptieren wir nicht."
Transparenz fehlt
Mindestens so kritikwürdig wie das fatale Subventionssystem ist die mangelnde Transparenz darüber, wer eigentlich genau davon profitiert. Wir steuerzahlenden Verbraucher in Deutschland dürfen nicht wissen: Wer bekommt eigentlich auf welcher Grundlage die von uns bezahlten EU-Fördergelder - und in welcher Höhe? Nur so würde transparent, dass der europäische Steuerzahler ein System am Leben hält, ohne das er es auch bei den Nahrungsmitteln billiger hätte.

Das absurde EU-Agrarsystem entwickelt starke Beharrungskräfte. Weitgehend unbehelligt von öffentlicher Kontrolle kann es seinen Schaden anrichten - europaweit, weltweit. So genannte "Reformen" haben bisher wenig Grundsätzliches bewirkt. Zu befürchten ist das auch von der EU-Agrarreform 2005. Bekamen Landwirte bisher Subventionen gemessen an der Höhe der Produktion, sollen sich in Zukunft die Subventionen an der Größe der Betriebsfläche orientieren. Doch die Flächensubventionen sind nicht an besonders anspruchsvolle Auflagen gekoppelt, im Wesentlichen an die, die ohnehin bereits gesetzlich vorgeschrieben sind, und bevorzugen Betriebe, die größere Flächen bewirtschaften. Um die Überproduktion zu drosseln, erhalten Landwirte auch dann Geld, wenn sie praktisch nichts tun. Dies ist irrsinnigerweise schon ein Fortschritt, weil dann kein Schaden angerichtet wird, zum Beispiel für die Umwelt oder für die Entwicklungsländer. Lesen Sie weiter »

Diese "Reform", die mit langen Übergangsfristen bis zum Jahr 2012 umgesetzt werden soll, bedeutet zumindest einen kleinen Fortschritt. Sie hilft, die Überproduktion an Zucker, Fleisch, Milch, Getreide, Gemüse und Obst zu dämpfen. Zudem besteht ein größerer Anreiz für die Landwirte, mehr nach dem Bedarf der Kunden und nicht mehr nur schiere Masse zu produzieren. Aber die hohen Subventionen der Landwirtschaft an sich bleiben unangetastet. Und damit auch die Benachteiligung der Dritten Welt und die Schröpfung der europäischen Verbraucher. Nach wie vor können europäische Landwirte konkurrenzlos billig produzieren und sogar Kartoffeln in Afrika konkurrenzfähig anbieten. Dass die WTO gegen diese, an die Flächen gebundenen Subventionen einschreitet, braucht die EU-Agrarlobby nicht zu befürchten. Nach den Regeln der WTO gelten diese- im Gegensatz zu denen, die sich an der Höhe der Produktion orientieren - als nicht "handelsverzerrend".

Landwirtschaft schädigt die Umwelt massiv
Die deutsche und europäische Landwirtschaft besteht nicht in einer Wirtschaftsweise, die die Umwelt schont, sondern in einer, die sie in hohem Maße schädigt. Das Gutachten des von der Bundesregierung beauftragten Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) aus dem Jahre 2004 bilanziert bezogen auf die konventionelle Landwirtschaft: "Die Landwirtschaft bleibt insgesamt einer der wichtigsten Verursacher von Belastungen der Ökosysteme und der Reduzierung der Biodiversität, für Beeinträchtigungen der natürlichen Bodenfunktionen, für Belastungen von Grund- und Oberflächengewässern und in der Folge von Nord- und Ostsee sowie für Verminderungen der Hochwasserrückhaltekapazität der Landschaft." Es gilt: Die (konventionelle) Landwirtschaft als umweltpflegerische und ökoschützende Ökonomie par excellence ist nichts als ein Märchen.

Ein Abbau der Subventionen, eine Liberalisierung der Landwirtschaft in der Europäischen Union würde keineswegs zu einer Verödung der Landschaften beitragen, wie oftmals befürchtet wird: Gäbe es weniger Zuckerrüben oder Weizenfelder oder weniger Rinderzuchtbetriebe, wäre dies auch der Umwelt zuträglich.

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Multiresistente Keime werden weitab von Hähnchenmastanlagen am Boden und auf Pflanzen nachgewiesen. Ursache sind die Antibiotikagaben in der Turbomast in Anlagen ohne Filter. Siehe u.a.:   http://sbepaper.emderzeitung.de/eweb/media/sb/2012/04/29/pdf/29_04_2012_sbe_7_94f0b00610.pdf und: zuviel Antibiotika in der Hähnchenmast http://www.sueddeutsche.de/wissen/landwirtschaft-zu-viel-antibiotika-in-der-haehnchenmast-1.1175595

Studie „Gesundheitsgefährdung durch Hähnchenmastanlagen der Intensivtierhaltung“ - siehe: http://www.bi-norden.de/info/down_studie.php
siehe auch: http://www.anu-wendland.de/  und: http://www.bi-norden.de/

Aufschrei gegen Umweltzerstörung durch Massentierhaltung!
30. Oktober 2013
Ärzteinitiative gegen Massentierhaltung, Monsterschlachthöfe und MRSA.

Ein vielfältiges anderes Denken ist dringend notwendig."Wir Ärzte werden in unseren Krankenhäusern und Praxen zunehmend mit MRSA-Keimen konfrontiert, ein Krankheitsbild, das es in dieser Form vor 20 Jahren noch nicht gab. Inzwischen zählen wir 15.000 bis 20.000 Tote im Jahr - Tendenz steigend. "

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Gesundheit

Tödliche Keime: Die Gefahr aus dem Stall

In deutschen Ställen ist eine neue Generation von Bakterien herangewachsen. Selbst Reserve-Antibiotika sind dagegen machtlos. Ärzte fordern das Ende der Massentierhaltung.
http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Toedliche-Keime-Die-Gefahr-aus-dem-Stall-id28532472.html?view=print

Multiresistente Keime werden immer mehr zum Problem. Der Ehec-Erreger, den unser Bild zeigt, ist solch ein Keim. Im Jahr 2011 starben daran in Deutschland 53 Menschen. Wie sie sich infizierten, ist bis heute nicht letztgültig bewiesen. Alles deutet aber darauf hin, dass die Erreger über Sprossen übertragen wurden.

Foto: Matthias Bein/dpa

Was viele Ärzte schon lange befürchtet haben, ist jetzt wahr geworden. Das ist seit vergangener Woche klar. Auch in deutschen Tierställen ist eine neue Generation von Keimen herangewachsen – Bakterien, gegen die alle vier Antibiotika-Gruppen machtlos sind.

Verbraucher können sich über Lebensmittel infizieren

Bei Untersuchungen in drei Schweineställen und einem Hühnerstall haben Forscher des Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR) jetzt multiresistente Keime nachgewiesen, gegen die selbst Reserve-Antibiotika nicht mehr helfen. Sie werden „4-MRGN“ genannt – „Multiresistente Gramnegative Erreger“ mit Resistenzen gegen vier Antibiotikaklassen. Verbraucher könnten sich über Lebensmittel, die vom Tier gewonnen werden, oder über direkten Kontakt mit Tieren infizieren, warnt das BfR. Und: „Die Einschleppung solcher Keime in Krankenhäuser könnte schwerwiegende Folgen haben.“

Multiresistente Keime, die in der Tierhaltung entstehen, schwimmen im Auftauwasser von gefrorenen Hähnchen. Sie kleben an rohen Putenbruststücken. Sie verstecken sich im Mist von Schweinen und Rindern. Einige schwirren mit der Abluft aus den Ställen und landen sogar auf nahen Feldern. Dort bleiben sie an Salat und Gemüse haften. Und sie verteilen sich so immer weiter. Manchen Menschen schadet der Kontakt mit den Erregern nicht. Für manche kann er aber den Tod bedeuten.

Besonders immunschwache und alte Menschen sind gefährdet

Gefährdet sind Menschen, die ohnehin schon schwach sind. Säuglinge, Alte, Schwerkranke und Menschen, die gerade eine Operation hinter sich haben. Diese Patienten sind vor allem in den Intensivstationen der Krankenhäuser zu finden. Sie liegen dort im Dämmerschlaf, einige nur ein paar Stunden, andere aber tage- oder wochenlang. Viele von ihnen hängen an Schläuchen: Sie bekommen Medikamente verabreicht. Manche werden künstlich beatmet. Manche werden per Magensonde ernährt. Die meisten haben frische Wunden. Und, eben deshalb, sind ihre Körper oft viel zu schwach, um sich selbst gegen bakterielle Infektionen zu wehren. Normalerweise helfen dann Antibiotika. Sind die Keime aber resistent, funktioniert das nicht.

Heimtückische Biester mit ziemlich dicker Haut

Solche multiresistenten Keime sind in den Krankenhäusern seit langem ein Problem. Sie entstehen überall da, wo oft und viele Antibiotika zum Einsatz kommen. Denn die Krankheitskeime sind heimtückische Biester. Wenn sie mit den Medikamenten in Berührung kommen, lernen sie nach und nach, wie diese wirken. Dann entwickeln sie sich weiter. Sie legen sich eine dickere Haut zu – und lassen sich nicht mehr so einfach zurückdrängen.

Die häufigsten Arten dieser resistenten Keime sind „MRSA“, die vor allem in der Nase zu finden sind, und „MRGN“, zu denen unter anderem Darmbakterien gehören. Infektionen mit diesen mutierten Bakterien gelten schon seit Jahren als eines der größten Probleme des Gesundheitswesens. Und: „Diese Art der Infektionen hat in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen“, heißt es beim Deutschen Zentrum für Infektionsforschung.

15 Prozent der Infektionen in Krankenhäusern entstehen durch MRGN

Laut einer Hochrechnung der 2012 veröffentlichten Alerts-Studie des Sepsiszentrums der Universität Jena erkranken in Deutschland 4,3  Prozent aller Krankenhauspatienten während ihres Aufenthaltes an einer Infektion. Dies entspricht jährlich zwischen 400 000 und 600 000 Fällen. 10 000 bis 15 000 der Patienten sterben an den Folgen. 15  Prozent der Infektionen werden der Studie zufolge durch multiresistente Krankheitserreger verursacht.

Ärzte fordert Verbot von Massentierhaltung

Die meisten Probleme machen seit Jahrzehnten resistente Keime, die unter der Behandlung mit Antibiotika in den Krankenhäusern selbst entstehen. Seit ein paar Jahren bekommen diese Erreger aber gefährliche Gehilfen, die in Schweineställen und Geflügelhöfen heranwachsen. Denn etwa 85 Prozent aller Antibiotika werden in der Veterinärmedizin eingesetzt. Das haben Bayerns Ärzte schon im Herbst auf ihrem Ärztetag in Bamberg öffentlich vorgerechnet. Einstimmig forderten die Mediziner deshalb, die Massentierhaltung „zeitnah“ zu verbieten. Nur so könne verhindert werden, dass sich in der Landwirtschaft weitere multiresistente Bakterienvarianten entwickeln, die Menschen gefährden.

„Das Problem ist, dass in der Tierhaltung genau dieselben Medikamente eingesetzt werden wie bei Menschen – aber mit deutlich weniger Zurückhaltung“, sagt der Oberarzt für Anästhesie am Zentralklinikum Augsburg, Dr. Florian Gerheuser. „Wenn wir das so weiterlaufen lassen, endet das in einer Katastrophe“, sagt auch der Chefarzt der Neuroanästhesie am Günzburger Bezirkskrankenhaus, Dr. Dirk Repkewitz. Gemeinsam mit zwei Kollegen aus München haben die beiden das Votum des Ärztetages gegen Massentierhaltung formuliert.

„Die meisten Antibiotikaresistenzen stammen nachweislich aus der Humanmedizin“, wehrt sich dagegen der Bundesverband praktizierender Tierärzte. „Grundsätzlich“, heißt es aber in einer Stellungnahme, befürworte man es, „den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung weiter zu reduzieren, um der Entstehung und der Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken“.

Ist ein Tier krank, werden alle Tiere mit Antibiotika behandelt

Denn bei Hühnern, Puten, Schweinen oder Rindern in Gruppenhaltung „werden häufig alle Tiere behandelt, um eine Ausbreitung der Infektion von kranken Tieren hin zu noch gesunden Tieren in der Gruppe zu verhindern“, stellt das BfR fest. Tierärzte in Deutschland verdienen mit dem Verkauf von Medikamenten Geld. 1619 Tonnen Antibiotika wurden allein im Jahr 2012 an tierärztliche Hausapotheken in der Bundesrepublik ausgegeben. Puten, Hühner, Schweine und Rinder in den Ställen werden oft gemeinsam gefüttert. Ist eines der Tiere erkältet oder hat einen Magen-Darm-Infekt, mischen die Landwirte Antibiotika ins Futter. Das fressen dann auch die gesunden Tiere.

Masthähnchen, die durchschnittlich nur 39 Tage leben, werden so laut einer Statistik des BfR an zehn Tagen mit Antibiotika gefüttert. Schweine, die etwa dreieinhalb Monate lang leben, bekommen die Medikamente demnach im Schnitt an vier Tagen. Milchkühe werden innerhalb eines Jahres an 3,5 Tagen mit antibiotischen Wirkstoffen behandelt, Kälber bis sechs Monate an 1,2   Tagen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere mit resistenten Keimen infiziert sind, ist hoch: 90  Prozent der Hähnchen und Puten tragen laut BfR schon solche Erreger in sich. Bei den Mastkälbern sind es demnach 83 Prozent, bei den Schweinen 77 Prozent, bei Rindern mehr als 20 Prozent.

Im Auftauwasser von tiefgefrorenen Hähnchen

Die Tiere scheiden die resistenten Erreger über den Darm aus. Mit dem Dünger gelangen die Keime auf die Felder. Forscher der tierärztlichen Hochschule Hannover haben nachgewiesen, dass sie im Stallstaub über die Schornsteine nach draußen wehen und sich auf den Feldern verteilen. Sie verbreiten sich aber auch über rohes Fleisch. Selbst in Tiefkühlware sind sie überlebensfähig.

Im Auftauwasser von jedem dritten untersuchten tiefgekühlten Masthähnchen wiesen Forscher des Robert-Koch-Instituts multiresistente Bakterien nach. Das Bundesinstitut für Risikobewertung entdeckte solche Keime auf allen untersuchten Frischfleischsorten. Besonders oft betroffen ist Geflügelfleisch (22 Prozent), bei Putenfleisch wurden die Wissenschaftler sogar in 42   Prozent der Fälle fündig.

Landwirte wehren sich

„Wir müssen den Einsatz von Antibiotika in allen Bereichen reduzieren“, sagt auch der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl. Die meisten dieser Keime würden in Krankenhäusern entstehen, betont er. Das Problem in der Massentierhaltung zu suchen, hält er für „schlichtweg falsch“. Heidl argumentiert so: Wer will, dass weniger Antibiotika eingesetzt werden, braucht gesündere Tiere. Die Tiergesundheit hängt vor allem auch davon ab, wie sauber die Ställe sind. Die Hygienestandards seien aber gerade in großen Betrieben oft viel besser als in kleinen Landwirtschaften. Weder von großen noch von kleinen Betrieben könne man aber verlangen, auf den Einsatz von Antibiotika zu verzichten, sagt Heidl: „Wenn Tiere krank sind, müssen sie doch behandelt werden.“

Bisher gab es solche Fälle nur bei Patienten aus dem Ausland

Weil Landwirte ständig Kontakt mit Tieren haben, ist bei ihnen laut einer niederländischen Studie die Wahrscheinlichkeit 138 Mal höher als bei anderen Menschen, dass sie multiresistente Keime an sich tragen. Menschen, die in Tiermastbetrieben arbeiten, gelten deshalb in manchen Krankenhäusern schon als Risikopatienten.

Etwa ein bis zwei Prozent der MRSA-Patienten in Deutschland tragen laut Uniklinikum Münster tier-assoziierte Keime in sich. Auch Patienten, die mit „4-MRGN“ infiziert sind, gibt es in Krankenhäusern seit ein paar Jahren immer wieder. Ein Fall, in dem solch ein Keim aus einem deutschen Stall eingeschleppt worden ist, ist bisher aber noch nicht öffentlich bekannt. „Solche vierfach resistenten Erreger sind glücklicherweise noch eine absolute Rarität“, sagt Chefarzt Dr. Reinhard Hoffmann, der Leiter des Instituts für Mikrobiologie am Augsburger Klinikum. Er kann sich nur an „vereinzelte“ Fälle erinnern, in denen Patienten solche Keime aus dem Ausland mitbrachten. Die Lage sei an der Uniklinik Ulm ähnlich, sagt auch die Leiterin der dortigen Sektion Klinikhygiene, Prof. Dr. Heike von Baum. Doch beide sind sich einig: „Man muss das Thema jetzt angehen, sonst bekommen wir in einigen Jahren große Probleme.“

Letztes Gegenmittel: Medikamente mit gefährlichen Nebenwirkungen

Denn wenn die Keime selbst den Reserve-Antibiotika widerstehen, die Mediziner als letztes Mittel bereithalten, bleibt derzeit nur noch der Griff zu Medikamenten, die eigentlich wegen ihrer Nebenwirkungen im normalen Sortiment der Krankenhäuser gar nicht mehr vorkommen. Schaffen die Keime es, sich auch an diese Medikamente anzupassen, wäre auch die letzte Waffe im Kampf gegen die Bakterien verloren.
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Zum Entsorgungsnotstand bei den Tierexkrementen (besonders der Gülle) siehe: Joseph H. Reichholf: Die Landwirtschaft und der Umweltschutz
http://www.baubiologie.de/site/zeitschrift/artikel/115/69.php

(Zur Nitratbelastung des Grundwassers/Trinkwassers durch Gülle und Gärreste aus Biogasanlagen siehe auch: Literatur und Hinweise)

Gärreste aus Biogasanlage in Schermbeck/Kreis Wesel (Buckelsberg) wochenlang auf der Ackerfläche (Partikel konnten u.a. über die Luft in Umgebung verteilt werden!) -02-2011 (Foto: AK Heckenschutz)

Geflügeltrockenkot mit Resten von den Tieren (u.a. Federn) auf Ackerfläche am Buckelsberg in Schermbeck/Kreis Wesel wird nicht sachgemäß untergearbeitet und verteilt sich bis auf den Wanderweg (und in den Wald) -09-2012, Foto: J. Kruse
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Fleisch frisst Land
von Tanja Dräger de Teran


Welcher Zusammenhang besteht zwischen unserer täglichen Ernährung und Landnutzungsänderungen hier und anderswo in der Welt? Was hat unser Fleischkonsum mit der Rodung tropischer Regenwälder in Lateinamerika zu tun? Wie viel Soja steckt in der Bratwurst? Wie hoch ist der "Flächen-Fußabdruck" für unseren hohen Fleischkonsum in Deutschland? Ist eine gesunde Ernährung gut für die Umwelt? Diesen Fragen sind zwei Studien, die im Auftrag des WWF erarbeitet worden sind, nachgegangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                              © WWF Deutschland

Der virtuelle Import von Flächen der EU und Deutschlands

Um den "Flächen-Fußabdruck" der EU und Deutschlands zu berechnen, wurden die Import- und Exportströme des Agrarhandels für die EU und Deutschland für die Jahre 2001 bis 2010 erfasst und in die Flächen umgerechnet, die für die Produktion eines jeweiligen Agrargutes nötig sind. Im Ergebnis wird deutlich, dass die EU im großen Maßstab Agrarrohstoffe netto importiert und damit auch die dazugehörigen virtuellen Flächen. Das heißt die EU nimmt Flächen außerhalb ihrer eigenen Grenzen in Anspruch und dies im erheblichen Ausmaße. Im vergangenen Jahrzehnt waren dies häufig mehr als 30 Mio. ha. Das entspricht in etwa einer Fläche so groß wie Ungarn, Portugal, Belgien und Niederlande zusammen. Deutschland ist derzeit am "virtuellen Landhandel" mit fast 7 Mio. ha beteiligt. Zum Vergleich: die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche Deutschlands beträgt ca. 17 Mio. ha. Es werden also über 40% der eigenen Flächenressource noch einmal außerhalb der EU in Anspruch genommen, um unserer Nachfrage nach Agrarrohstoffen nachzukommen.

Soja bestimmt den virtuellen Landhandel

Betrachtet man den "virtuellen Landhandel", so beanspruchte die EU im Durchschnitt der Jahre 2008-2010 eine Fläche von umgerechnet fast 15 Mio. ha allein für die Erzeugung von Soja. Über 80 % der Importe stammen aus den Ländern Brasilien, Argentinien und Paraguay. Die EU nimmt in jedem dieser Länder ca. 30 % der gesamten Soja-Anbaufläche in Anspruch. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutend; als dass Soja, nach der Viehhaltung, als einer der wesentlichen Verursacher für die fortschreitende Zerstörung wertvoller Lebensräume gilt, so z.B. der brasilianischen Savanne, dem Cerrado. Aber auch die Landnahme Deutschlands durch den Soja-Import ist mit 2,6 Mio. ha beachtlich und entspricht der Fläche von z. B. Mecklenburg-Vorpommern. Fast 80 % des Soja wird verfüttert, vor allem an Schweine und Geflügel. Ungefähr ein Kilo Sojaschrot wird beispielsweise benötigt, um - zusammen mit anderen Futtermitteln in einer "durchschnittlichen" Ration - ein Kilo Geflügelfleisch zu erzeugen, für ein Kilo Schweinefleisch rund 650 Gramm.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                              © WWF Deutschland

Der Deutschen Lust auf Fleisch

Die Deutschen lieben Fleisch. Fleisch kommt in deutschen Esszimmern oft auf den Tisch, insbesondere das von Schweinen. Und das obwohl z.B. die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die internationale Krebsforschungsorganisation WCRF aus gesundheitlichen Gründen dazu rät, den Fleischkonsum zu halbieren. Doch gemessen an 1950 hat sich der "Fleischgenuss" mehr als verdoppelt, seit 1850 vervierfacht. Dagegen fielen alternative Proteinquellen zu Fleisch sozusagen unter den Tisch: Wurden 1850 noch etwa 20 kg Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Erbsen, Bohnen oder Linsen, pro Jahr gegessen, sind es heute nur 0,5 kg. Derzeit liegt der Verbrauch an Schweinefleisch bei 56 kg, Geflügelfleisch bei 19 kg, Rindfleisch bei 13 kg und an Schaffleisch bei 1 kg.

Fleisch frisst Land

Wie viel Fläche steckt nun im Fleisch? Und wie hoch ist davon die Fläche, die für die Erzeugung des Sojaschrots benötigt wurde? Der durch unseren Fleischkonsum verursachte "Flächen-Fußabdruck" ist erheblich: Er beträgt pro Person mehr als 1.000 m². Rechnet man das für alle Bundesbürger hoch, sind das deutlich mehr als 8 Mio. ha. Dies ist in etwa die Hälfte der gesamten uns in Deutschland zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Nutzfläche. Allein die für die Erzeugung des Fleisches benötigte Menge an Soja beanspruchte davon knapp 1,9 Millionen Hektar, eine Fläche in etwa so groß wie Sachsen. Dagegen fällt der "Flächen-Fußabdruck" für pflanzliche Produkte deutlich geringer aus. Der Flächenbedarf für den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 85 kg Weizen beträgt 121 m², von Kartoffeln, von denen immerhin noch 61 kg pro Person und Jahr verspeist werden, nur 15m².


Geringe Veränderung der Ernährung - erhebliche Auswirkungen auf Landnutzung

Wie signifikant kleine Veränderungen unserer Ernährung sind, mag folgendes Beispiel verdeutlichen: Laut der Statistik des BMELV stieg der Verbrauch an Lebensmitteln von 2009 zu 2010 leicht, um etwa 10kg pro Person und Jahr. Manche Lebensmittel wurden weniger, manche mehr verzehrt Dieser gering anmutende Anstieg von 10 kg pro Person und Jahr erhöht den Flächenbedarf Deutschlands zur Erzeugung von Nahrungsmitteln jedoch beträchtlich - und zwar um 215.000 ha. Da Deutschland seine landwirtschaftliche Nutzfläche nicht mehr erweitern kann, werden die zusätzlich benötigten Flächen im Ausland in Anspruch genommen. 215.000 ha entsprechen fast der Größe des Saarlands. Allein 37.000 ha davon liegen in Südamerika.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Eine zukünftige Notwendigkeit: Flächen sparen

Wir benötigen Agrarrohstoffe für verschiedenste Verwendungen: z.B. für unsere Ernährung, als Energiepflanze oder als Rohstoff zur Produktion von Textilien. Betrachtet man den gesamten Bedarf an Agrarrohstoffen pro Person und Jahr erhält man einen Flächen-Fußabdruck von rund 2.900 m². Von den 2.900 m² werden 2.300 m² für die Produktion unserer Lebensmittel in Beschlag genommen. Davon werden wiederum fast 1.700 m² allein für die Erzeugung von tierischen Lebensmitteln benötigt. Schätzungen besagen, dass wir in 2050 jedoch nur noch 2.000 m² pro Erdbürger zur Verfügung haben werden, um die benötigten Agrarrohstoffe zu erzeugen. Wir werden unseren Flächen-Fußabdruck in Deutschland dementsprechend signifikant reduzieren müssen. Ein Beitrag hierzu kann eine gesündere Ernährung leisten.

Gesunde Ernährung - gut für die Umwelt

Denn gesetzt dem Fall, jeder Bewohner Deutschlands, vom Kleinkind bis zum hochbetagten Senior, ernährte sich ausnahmslos nach den empfohlenen Richtwerten, würde sich unser Flächenbedarf erheblich reduzieren. Jeder Einwohner würde dann im Schnitt 75 % mehr Gemüse und 44 % weniger Fleisch verzehren. Die veränderten Ernährungsgewohnheiten würden zu einer geringeren Flächenbeanspruchung von ca. 1,8 Mio. ha führen. Dies ist vor allem auf den verringerten Fleischkonsum zurückzuführen, da die Erzeugung von tierischen Lebensmitteln sehr flächenintensiv ist. Dadurch würden allein 700.000 ha Sojaanbau-Fläche in Südamerika nicht mehr benötigt. Dies entspricht der jährlichen Zuwachsrate an Sojaanbaufläche in Brasilien der letzten rund 20 Jahre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Weniger Nahrungsmittel im Müll tragen zur erheblichen Ressourcenschonung bei

Auch das Thema Lebensmittelverschwendung wurde im Rahmen der Studien betrachtet. Laut Schätzungen werfen allein die Privathaushalte rund ein Viertel aller Nahrungsmittel weg, insgesamt rund 6,6 Mio. t, mehr als 80 kg pro Person und Jahr. Bis zu 60% der derzeitigen Nahrungsmittelverluste könnten jedoch vermieden werden, u.a. durch eine verbesserte Einkaufsplanung oder eine verbesserte Lagerung. Die derzeitige Lebensmittelverschwendung ist nicht nur aus moralisch-ethischen Aspekten kritisch zu hinterfragen sondern auch aus der Perspektive der Ressourcenverschwendung. Würden alle Einwohner Deutschlands alle vermeidbaren Nahrungsmittelverluste vermeiden, könnte eine Fläche von 2,4 Mio. ha "gespart" werden. Das entspricht der Fläche von Mecklenburg-Vorpommern. Im Umkehrschluss heißt dies, dass derzeit eine Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern beackert und geerntet wird, nur um danach die gesamte Ernte auf den Müll zu werfen.

Gesunde Ernährung und eine geringe Lebensmittelverschwendung können
unseren ökologischen Fußabdruck in erheblichem Ausmaß reduzieren

Die Ergebnisse der Studien verdeutlichen, dass durch eine gesündere Ernährung und einen sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln hier und andernorts bis zu 4 Mio. ha Acker- und Grünland "eingespart" werden könnten und damit frei für andere Nutzungen würden bzw. dem Schutz von Ressourcen und Ökosystemen oder der Welternährung dienen könnten. Die Ergebnisse zeigen auch deutlich, dass kleine Veränderungen unserer alltäglichen Ernährungsgewohnheiten und unseres Umgangs mit Lebensmitteln einen erheblichen Beitrag zum Schutz von einmaligen Lebensräumen leisten könnten. Ein reduzierter Fleischgenuss ist also nicht nur gesundheitsförderlich sondern gut für die Umwelt und für die Artenvielfalt.

http://www.eco-world.de/scripts/basics/eco-world/service/main/basics.prg?session=551095c251f40d4d_819843&a_no=790&suchbegriff=Tanja%20Dr%E4ger%20de%20Teran    und: WWF-Studie: Fleisch frisst Land: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Fleischkonsum_web.pdf
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Auch aus tiermedizinischer Perspektive gibt es Kritik und Widerstand gegen die Massentierhaltung und Agrarindustrie:

Behinderung der Zukunftsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft als   Kritik an der Position des Tierarztes Prof. Dr. Blaha (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover):

http://www.tier-und-mensch-ev.de/tieraerztestellungnahme.html
Tier & Mensch e.V.
Gemeinsame Stellungnahme zur Rolle und Positionierung der Tierärzteschaft in der Agrarindustrie


Die folgende Stellungnahme erschien im Juli 2011 in drei Zeitschriften für Tierärzte:
- VETimpulse 15. Juni 2011
- Der Praktische Tierarzt 7/2011
- Deutsches Tierärzteblatt  7/2011

Über die Rolle des Tierarztes in der Nutztierpraxis wird innerhalb der Tierärzteschaft zunehmend diskutiert. Diese sehr begrüßenswerte Entwicklung war überfällig und ist weiter voranzutreiben, denn was  fehlt ist eine gemeinsame Haltung der deutschen Tierärzteschaft, mit der sie sich als fachkompetente, unabhängige Instanz positioniert und aus der heraus sie das zukünftige Geschehen mitgestaltet.

Um diese Position zu finden ist es unabdingbar, sich die bisherige Entwicklung und derzeitige Situation auf dem Agrarsektor vor Augen zu führen:

Unser auf maximale Effizienz ausgerichtetes Wirtschaftssystem hat auch vor  Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion nicht halt gemacht. Effiziente Produktion von Lebensmitteln zu immer erschwinglicheren Preisen wurde nicht zuletzt deshalb angestrebt, damit die Verbraucher noch genügend Mittel für anderweitigen Konsum zur Verfügung hatten. Neoliberalistische Ideologie, zunehmender Wettbewerb und Ökonomisierung in allen Lebensbereichen und Globalisierung der Finanzströme haben aus der Landwirtschaft einen Industriezweig gemacht, für den die Regeln des globalen Wettbewerbs gelten. Zwangsläufig kann diese Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt nur auf Kosten von Umwelt, Tierschutz und Sozialgefüge – auf unser aller Kosten also – erreicht werden.

Für diese Zusammenhänge ist in den letzten Jahren ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft entstanden. Eine zunehmend sich verändernde Verbrauchererwartung äußert Kritik an der industriellen Landwirtschaft, insbesondere der Tierproduktion, und die Bereitschaft, Tierleid in Massentierhaltungen zu akzeptieren, sinkt.

Parallel dazu drängen Organisationen wie FAO, WHO und einzelne Länder auf eine Reduzierung des gesamten Antibiotikaeinsatzes in der Tierproduktion.

Gesunde Ernährung, Tierschutz, Bewahrung der Schöpfung und auf Gewinnmaximierung ausgerichtete industrialisierte Produktion von Lebensmitteln passen also nicht unbedingt zusammen.

Wieso hat das der Großteil der Tierärzte eigentlich nicht bemerkt? Welche Rolle haben Tierärzte in diesem ganzen Entwicklungsprozess gespielt? Warum waren es nicht sie, die Alarm geschlagen und Widerstand gegen die Machenschaften in der Tierhaltung geleistet haben, bzw. warum haben mutige Einzelkämpfer keine Unterstützung von Kollegen und ihrer Standesvertretung erfahren? Ist es nicht  peinlich für uns Tierärzte, wenn die Gesellschaft uns auf das für sie nicht akzeptable Tierleid hinweisen muss, nachdem  sie jahrzehntelang über die Missstände bei der „Produktion“ von Lebensmittel liefernden Tieren im Unklaren gelassen wurde?  War es nicht eher so, dass sich viele Tierärzte freiwillig in die Boote von Agrar- und Pharmalobby gesetzt haben, um auf dieser Welle kräftig mitzuverdienen?

Das tierärztliche Berufsbild der Zukunft  im Bereich Tierproduktion zeichnet  Prof. Dr. Blaha (in: Der Praktische Tierarzt – Sonderbeilage Schwein und Geflügel, April 2011). Er beschreibt, dass es zu einer starken Verlagerung der Erwartungen des „professionellen Tierhalters“ an den Tierarzt kommen wird. Vom „Reparaturprinzip“ zum „Wartungsprinzip“ für Tierbestände lautet die Devise.  Ein fest in definierte vertikale Lebensmittelproduktionsketten eingebundener Landwirt  (bald nur noch Lohnarbeiter auf dem eigenen Hof, Anm. der Autoren) wird den Tierarzt beauftragen, ihn bei der Erfüllung der wachsenden Anforderungen der Abnehmer seiner Produkte zu unterstützen, also standardisierbare Aufgaben (Monitoring, Zertifizierung, Probenahme etc.) zu übernehmen. Das Ganze nennt sich am Ende dann „tierärztliches Tiergesundheits- und Lebensmittelkettenmanagement“ in einem immer weiter fortschreitenden Strukturwandel hin zu noch größeren Produktionseinheiten.

Abgesehen von der für Umwelt, Klimaschutz und Tierschutz kontraproduktiven Entwicklung, auf die noch zurückzukommen sein wird, sei hier zunächst die Frage erlaubt: Was ist aus unserem Beruf -  einem freien! -  Beruf geworden? Wollen wir diese Entwicklung mitmachen? Wo und wie können Tierärzte in diesem Prozess die Tiergesundheit denn noch aktiv gestalten? Sich zum passiven Befehlsempfänger von Agrarindustrie und Lebensmittelketten degradieren zu lassen – was soll daran für den tierärztlichen Nachwuchs attraktiv sein? Quält man sich durch ein langes Studium mit etlichen Prüfungen, um ein kleines Rädchen im gnadenlosen Wettbewerb des Lebensmittelhandels und der Fleischindustrie zu werden? Und wenn man das tut, besteht dann nicht die große Gefahr, dass man diese Zustände kritiklos für normal hält?  Es wird dringend Zeit, dass der Berufsstand sein Selbstverständnis überdenkt, seine Identität und seinen Auftrag lt. Berufsordnung. Wie legen wir sie aus, diese Berufsordnung, was verstehen wir Tierärzte unter einem „leistungsfähigen Tierbestand“ und wie bringen wir das überein mit unserem Auftrag als „berufener Schützer der Tiere“? Ist das überhaupt vereinbar oder ist uns das alles gleichgültig?  Welche Haltung vertreten wir gemeinsam nach außen und wie stehen wir überhaupt im Ansehen der Öffentlichkeit da? Genau dies ist es nämlich, was die Gesellschaft, die auch in Zukunft guten Gewissens Fleisch essen möchte, von uns Tierärzten erwartet: eine klare kompetente Haltung und die Sorge um das Wohl der Nutztiere! Die Gesellschaft möchte nicht, dass auf Kosten der Tiere, auf Kosten der Bauern, auf Kosten aller, einige wenige Nutznießer, die sich darüber hinaus noch der besonderen Fürsorge des Landwirtschaftsministeriums erfreuen, satte Gewinne einfahren. Zu all diesen Fragen muss es eine offene, ehrliche Diskussion innerhalb der Tierärzteschaft geben. Die Gesellschaft hat begriffen, dass „dieser Umgang mit dem Tier ein Unrecht ist, das wir uns letztlich selber zufügen. Er zwingt den großen Teil der Bevölkerung zum Wegschauen, zum Vergleichgültigen, zum Ausblenden, - also zum Lügen, zur Gefühlsabstumpfung und zur Verdrängung. Wer mit dem offensichtlichen Leid der Tiere derart umgeht, verkrüppelt sich als Mensch, und er wird Mitleid auch mit Menschen, wenn´s drauf ankommt, kaum aufbringen“ (Eugen Drewermann 2010).  In dieser Diskussion sind vor allem auch amtlich tätige Kollegen und unsere Standesvertreter gefordert, besonders die, die in Berlin in bedenkliche Nähe zu Wirtschaftslobbyisten und Politik geraten sind.

Unverzichtbar ist es auch, die tierärztliche Tätigkeit in Zukunft  stärker in den globalen Kontext einzubetten und zwar in dem Sinne, dass wir uns bewusst machen, dass unsere Arbeit in der Agroindustrie direkte Folgen für globale ökologische Zusammenhänge, für die Welternährungssituation, für wirtschaftliche Verhältnisse in Drittländern und damit auch für ein zukünftiges friedliches Zusammenleben auf dieser Erde hat. Wir müssen uns also alle zusammen  viel stärker in den Dienst dieser höhergestellten Ziele stellen und in diesem Sinne Verantwortung übernehmen, wenn wir nicht weiter kräftig an dem Ast sägen wollen, auf dem wir jetzt noch ganz bequem sitzen. Die Gesellschaft -  das sind wir alle! -  wird begreifen müssen, dass der von uns westlichen Ländern praktizierte hohe Konsum tierischer Produkte global die Lebensgrundlagen zerstört und damit letztlich den Weltfrieden gefährdet. „Von allen Problemen der Welt ist die drastische Reduzierung der Fleischproduktion das Wichtigste und Dringendste“ (Prof .P. Brown, Stanford University 2009). Die Industrienationen müssen bei der Veränderung dieser Essgewohnheiten Vorbild werden.

Im Hinblick auf den Klimaschutz gibt es einen globalen, politischen Konsens darüber, dass eine rasch erfolgende Erderwärmung von mehr als 2°C die Anpassungsfähigkeit unserer Gesellschaften überfordern würde. Die Folgen wären Umweltkrisen und erhebliche soziale, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Risiken. Wir spüren die Anfänge jetzt schon. Ca. ¼ der weltweiten Treibhausgasemissionen sind direkte Emissionen aus der Landwirtschaft. Um die Klimaschutzvereinbarungen einhalten zu können, wird die Landwirtschaft ihre Emissionen deutlich senken müssen. Die Viehwirtschaft beansprucht insgesamt ca. 40% der Weltgetreideernte (FAO, 2009). Die Zukunft kann nur in der politisch geförderten Nachhaltigkeit der Landwirtschaft bei uns und in Entwicklungsländern  (Abbau von Agrarsubventionen für EU und OECD - Länder, verbesserter Marktzugang für Drittländer, Anreizstrukturen für ökologischen Landbau) und in einer klimaverträglichen Ernährungsweise liegen. Neben der Verschwendung von Lebensmitteln in Haushalten wird die Ernährungsweise mit Schwergewicht auf den Verzehr tierischer Produkte immer kritischer betrachtet werden müssen. Eine weitere Intensivierung der Tierproduktion hierzulande für Exportzwecke kann und darf  keine Zukunft haben.
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Zu Prof. Blaha siehe seinen (industrienahen) Text:
http://www.schweine.net/prof_dr_thomas_blaha_ueberlegungen_zur_gegenwaer.html 

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